Das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker am 1. Jänner unter der Leitung von Riccardo Muti fand vor dem leeren Goldenen Saal des Wiener Musikvereins statt. Dies dürfte das erste Neujahrskonzert in der Geschichte des Wiener Musikvereins sein, in dem ohne Saalpublikum gespielt wurde. Die österreichische Bundesregierung untersagte wegen der hohen Infektionszahlen der Corona-Pandemie bis 6. Januar 2021 Konzerte vor Publikum.
Das Neujahrskonzert aus Wien – ein Hoffnungsträger
Ein Glück, dass das Konzert inzwischen in 90 Länder übertragen wird. So kamen auch wir wieder in den Genuss, zum Jahresbeginn das Konzert im ZDF zu verfolgen. Mir tat es im Herzen weh, als ich zu Beginn die vielen leeren Stühle im Saal sah. Der Vorsitzende der Wiener Philharmoniker, der Violinist Daniel Froschauer, erwähnte in seiner kurzen Ansprache, wie ungewohnt und schwierig es sei, vor leeren Stühlen zu spielen. Dennoch gaben die Orchestermitglieder mit ihrem Dirigenten ihr Bestes, um den Zauber und die Freude der Walzer, Polkas und Märsche der Strauß-Dynastie und ihrer Zeitgenossen zum Klingen zu bringen.
Ganz überrascht war ich, als ich vor der Pause plötzlich Beifall hörte. Erst dachte ich, der ist eingespielt wie bei Pilawas Silvestershow in der ARD. Nein: 7.000 Zuhörende, Singles, Paare, Familien aus 90 Ländern hatten sich in einer Zoom-Konferenz angemeldet, sich sehen und ihren Applaus dem Orchester hören lassen. Mir kamen die Tränen über diese wunderbare Idee, um dem Orchester zu zeigen: Ihr seid nicht allein. Alle Welt hört euch zu. Ihr sollt spüren, wie Ihr unsere Herzen rühren könnt.
Vor der letzten Zugabe, dem traditionellen Radetzky-Marsch, sprach Riccardo Muti selbst zu uns. Er beschwor die wichtige Funktion der Kultur gerade in einer solchen Krise. Kultur sei ein wichtiger Hoffnungsträger: „Wir brauchen einfach Hoffnung, auch ohne Publikum im Saal, aber mit dem Publikum rund um die Welt senden wir diese Botschaft von Frieden, von Hoffnung. “
Kulturschaffende unterstützen – jetzt!
Wenn ich die Shows und die Filme im Fernsehen ansehe, freue ich mich inzwischen für jeden Künstler, für jede Schauspielerin, die auf diese Weise wieder in der Pandemie ein Einkommen erzielen konnten. Und ich denke mit Trauer und Sorge an die Vielen, die keine oder kaum Auftrittsmöglichkeiten mehr haben, mit staatlichen Hilfen sich über Wasser halten müssen, denen aber fehlt, was sie mit Leben erfüllt: Ihren Beruf ausüben.
Ich freue mich über die Kreativität unserer Staatsoper und der Theater in München. So konnten wir den „Vetter aus Dingsda“ aus dem Theater am Gärtnerplatz und das „Schwanensee“ Ballett aus der Staatsoper streamen und entsprechend vergüten. Auf diese Weise kamen wir doch noch zu unserem traditionellen Opernbesuch zwischen den Jahren. Ich kann nur empfehlen: Unterstützen Sie auf diese Weise die Kulturschaffenden. Kultur ist ebenso wichtig wie Impfen gegen Corona.