Für uns Nachkriegsgeborene ist die Corona-Pandemie eine noch nie dagewesene Katastrophe. Läden, Restaurants, Campingplatze, Kinos sind geschlossen. Ausgangssperren, Abstandhalten, Hygieneregeln, keine Partys, keine Reisen, keine Ostergottesdienste, keine Weihnachtsgottesdienste wie früher: Diese Einschränkungen unseres Alltags haben wir noch nie erlebt. Auch beruflich: Homeoffice über Monate, Kurzarbeit, Künstler, Artisten, Schausteller und Selbständige verdienen kein Geld mehr, Lehrkräfte und Schüler sehen sich nur noch im Computer.
Die Angst vor einem Virus, das man nicht kennt. Die Ungewissheit, wie es angreift, wen es erwischt, wie es bekämpft werden kann. Hinzu kommen die ethischen Fragen: Die Ansteckungen laufen lassen, um eine Herdenimmunität zu erreichen? Ist man dann bereit, die Großeltern, Urgroßeltern, Menschen mit Vorerkrankungen zu opfern, weil die am ehesten mit dem Tod bezahlen? Die Wirtschaft oder die Menschen am Leben erhalten?
Die Frage nach dem Grund der Pandemie wird in den Medien pragmatisch oder mythisch beantwortet. Stammt das Virus von gehandelten Fledermäusen in Wuhan oder war es ein Unfall in einem Forschungslabor? War es gar eine geplante Aktion von finsteren Mächten, um die Herrschaft über die Menschen zu gewinnen? Was ich vermisse, ist die Frage: Wo ist Gott in diesem weltweiten Elend? Als 2004 der Tsunami in Asien wütete mit über 300.000 Toten, da fragte der Theologe und Publizist Peter Rosin noch: „Ist das dein Werk, Gott?“ Ist der allmächtige und barmherzige Gott inzwischen unwichtig geworden, um diese noch nie dagewesene Krise zu bewältigen?
Woher nehmen wir die Kraft, um die lähmende Angst vor dem unberechenbar scheinenden Virus zu reduzieren? Wie schaffen wir es, Menschen in der Krankheit und im Sterben zu begleiten, Verzweifelte zu trösten, Ängstlichen Mut und Hoffnung zu geben? Woher bekommen wir die kreativen und produktiven Kräfte, mit denen wir die Pandemie überwinden können? Wenn wir die Frage nach Gott in dieser Pandemie nicht stellen und beantworten, dann übergeben wir alle Macht in menschliche Hände. Doch damit ist keinem geholfen.
(Wird fortgesetzt.)