Seit 500 Jahren gibt es evangelische Gesangbücher. Seit über 500 Jahren singt die Gemeinde in unseren Gottesdiensten Lieder. Welche herausragende Bedeutung der Gemeindegesang im Gottesdienst für die reformatorische Bewegung hatte, schildert eine Geschichte:
Lemgo im Jahr 1527. Das reformatorische Gedankengut Martin Luthers bewegt die Gemüter der Bürgerschaft. Der Bürgermeister, ein Anhänger des alten Glaubens, schickt seinen Stadtschreiber in die Stadtkirche St. Nicolai. Dort versammeln sich die Anhänger des neuen reformatorischen Glaubens. Er sollte schauen und berichten, was dort genau vorgehe. Als der Stadtschreiber zurückkommt, berichtet er: „Nun singen sie schon alle“, Da ruft der Bürgermeister: „Ei, dann ist alles verloren!“ Aus der stumm anwesenden Gemeinde in der römischen Messe wurde die singende Gemeinde zu einer Kraft, die den reformatorischen Glauben in die Herzen des Volkes brachte.
Lieder im Gottesdienst waren ein erfolgreicher Weg, die reformatorischen Erkenntnisse unter das Volk zu bringen. Jesus Christus sollte wieder der Grund unseres Glaubens werden. Weil er am Kreuz uns von aller Schuld befreit hat, brauchen wir keine guten Taten („Werke“), sondern diesen befreienden Glauben an unseren Retter Jesus Christus. Weil viele Menschen weder scheiben noch lesen konnten, wurden die vorgesungenen Lieder, die man leicht nachsingen konnte, zum Transmissionsriemen der Reformation. Martin Luther wollte deshalb 1523 „deutsche Psalmen für das Volk“ schreiben. 37 eigene Kirchenlieder trug Luther bei. Singen im Alltag war damals selbstverständlich und man war geübt im Auswendiglernen. So wurde der Gemeindegesang ein regelmäßiger und unverzichtbarer Bestandteil des evangelischen Gottesdienstes. Die Gläubigen wurden aktiv in das gottesdienstliche Geschehen mit einbezogen und konnten singend ihren Glauben bekennen.
Bald brauchte man eine Möglichkeit, diese Lieder zu sammeln und zu verbreiten. Die Idee des Gesangbuches wurde geboren. Die Erfindung des Buchdruckes und des Notendrucks einige Jahre zuvor boten die Grundlage. Um die Jahreswende 1523/24 wurde das erste Gesangbuch mit acht Liedern in Nürnberg von Jobst Gutknecht gedruckt. Vier Lieder sind noch in unserem Evangelischen Gesangbuch enthalten. Die zwei bekanntesten sind „Nun freut euch, lieben Christen g‘mein“ (EG 341) und „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ (EG 299). Diese Lieder sind zeitlos. Sie haben Jahrhunderte überdauert und den Menschen Glaubenszuversicht gegeben.
In 500 Jahren sind tausende Gesangbücher entstanden. Denn Lieder sind Zeichen unseres gelebten Glaubens. Er braucht immer wieder neue Worte und neue Melodien, denn unser Leben und unsere Herausforderungen verändern sich. Doch Jesus Christus bleibt der Grund unseres Glaubens.
„Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. “ (1. Kor 3,11) Tagesspruch zum Reformationstag. Gottes Schutz und Segen Euch allen.
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Danke fuer die aufklaerenden Worte.Wir haben leider nur 2x ihren Gottesdienst in Kolkata feiern koennen.Ingrid Sinha