Es ist der 13. Dezember. Wir reisen nach Schweden. Vor unserem Hotel ziehen abends Mädchen in weißen Gewändern vorbei und singen. Sie tragen sie einen Lichterkranz auf ihrem Kopf. Was ist denn das für ein seltsamer Brauch? Die Rezeptionistin erzählt mir: „Heute ist Luziatag. Schon morgens bringt das älteste Mädchen der Familie in einem weißen Gewand mit einem Kranz brennender Kerzen auf dem Kopf der Familie Frühstück. Es gibt sogar ein besonderes Gebäck.“ „Aber wer ist Lucia?“ frage ich. „Eine Heilige, glaube ich. Mehr weiß ich auch nicht.“
Ich gehe dieser Heiligen nach. Komm dazu mit mir auf unserer digitalen Reise nach Sizilien in die Stadt Syrakus. Dort wurde Lucia im Jahr 286 geboren und war als junges Mädchen Mitglied der christlichen Gemeinde. In der Zeit der Christenverfolgung unter Diokletian versorgte sie die Menschen, die sich in den Katakomben versteckt hielten mit Essen. Um in den dunklen Gängen die Hände frei zu haben, setzte sie Kerzen oder eine Lampe auf ihren Kopf. Lucia sollte heiraten, wollte aber unverheiratet bleiben. Von ihrem enttäuschten Bräutigam wurde sie beim Statthalter des römischen Kaisers angezeigt, schrecklich gefoltert und schließlich 304 als Glaubenszeugin im Alter von achtzehn Jahren mit dem Schwert hingerichtet. Seither wird Lucia als Heilige in Italien verehrt. Das Lied „Santa Lucia …“ kennt und singt dort jedes Kind. Wie der Brauch seit 1780 nach Schweden kam, bleibt ein Rätsel.
Lucia hat den Verfolgten in dunkler Zeit nicht nur Nahrung sondern auch Licht und Hoffnung gebracht. Im winterdunklen Schweden ist die „Luzienbraut“ eine Lichtgestalt, die zeigt, dass die dunklen Tage bald vorbei sind. Uns zeigt sie als Lichtgestalt im Advent: Jesus Christus ist der helle Morgenstern. So wie dieser den Morgen ankündigt, verheißt Jesus uns, dass unsere Nacht der Angst, der Trauer und Verzweiflung vorüber gehen wird.