Der vierte Adventssonntag ist ein fröhlicher Tag: „Freut euch immerzu, weil ihr zu Jesus unserm Herrn gehört“ (Philipper 4,4) lautet das Motto dieses Sonntags. Warum? Das hat etwas mit Maria zu tun, der Mutter von Jesus. Zu dieser besonderen Person der Weihnacht nehme ich Dich auf meiner virtuelle Reise mit nach Nazareth in Galiläa, im Norden Palästinas.
Dort macht sich die junge Frau im Haus zu schaffen. Plötzlich bekam sie unerwarteten Besuch. Der Engel Gabriel trat ins Haus und grüßte sie mit den Worten: „Gott hat dir seine Gnade geschenkt. Der Herr ist mit dir.“
Maria erschrak darüber. Was bedeutet dieser Gruß?
Der Engel sagte: „Hab keine Angst. Gott hat dich ausgewählt. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Er wird ‚Sohn des Höchsten‘ genannt werden. Er wird als immerwährender König auf dem Thron des großen Königs David herrschen.“
„Wie kann das sein, ich schlafe doch mit keinem Mann?“ entgegnete Maria.
„Heiliger Geist wird auf dich kommen. Die Kraft Gottes wird dieses Wunder in dir bewirken und dein Kind wird man deshalb ‚Sohn Gottes‘ nennen,“ antwortete der Engel.
Maria willigte ein: „O.k., ich diene Gott. Es soll geschehen, was du gesagt hast.“
(nach Lukas 1, 26-38)
Maria – was für eine Frau!
In der Bibel wird noch von anderen Frauen mit außergewöhnlichen Geburten erzählt. Sarah, die Frau unseres Glaubens-Stammvaters Abraham musste ungläubig lachen, als sie hinter der Zeltwand lauschend erfuhr, dass sie übers Jahr einen Sohn bekommen würde, denn Sarah war schon betagt. Die göttlichen Besucher tadelten ihre Ungläubigkeit. Der Priester Zacharias erfuhr im Tempel vom Engel Gabriel, dass er und seine Frau Elisabeth in ihrem hohen Alter einen Sohn bekommen würden – der spätere Johannes der Täufer. Zacharias konnte das nicht glauben, denn Elisabeth war alt und hatte noch nie ein Kind geboren. Deshalb verschlug es ihm die Sprache. Er wurde stumm bis Johannes geboren war.
Maria hingegen nimmt ihre wunderbare Aufgabe an, ohne wenn und aber. Sie stellt sich ganz in den Dienst Gottes. Gottes Heiliger Geist hilft ihr nicht nur, Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland zur Welt zu bringen. In einem Lied lässt er sie prophetisch reden und ihre Freude hinaus singen. Sie lobt Gott, der Niedrige erhöht und Mächtige vom Thron stößt, der die leeren Hände der Hungernden mit Gaben füllt und Reiche leer ausgehen lässt (das ‚Magnificat‘ bei Lukas 1, 46-55). Nichts bleibt so wie es immer war. Gott bewegt, Gott macht gerade und recht, was schief läuft. Gott bringt seine Geschichte mit uns Menschen weiter auf völlig unerwartete Weise, nicht durch ein Machtwort von oben, sondern leise und nachhaltig ganz unten bei uns – auf Augenhöhe.
Dafür steht die Weihnachtsperson Maria, die Mutter Jesu. Im Laufe der kirchlichen Tradition wurde Maria viel Ehre angetan, ja sie wurde mythologisch überhöht als Gottesgebärerin und Himmelskönigin. Sie diente als Ersatz für die ‚Magna Mater‘. Sie war die im Altertum beliebte große Muttergöttin. Unter verschiedenen Namen wurde sie in allen alten Kulturen verehrt. In der jungen Kirche war nicht mehr der gottgleich gewordene Jesus Christus für das Volk der Vermittler zwischen Gott und den Menschen. An diese Stelle trat Maria. Ihre menschlich nahe und geistlich ansprechende Gestalt war eine ausgezeichnete Möglichkeit, diese entstandene Lücke zu füllen. In Stadt und Land gab und gibt es bis heute der Maria geweihte Kirchen oder wenigstens einen Marienaltar oder eine Marienstatue.
Martin Luther und die Reformation haben Maria versucht, wieder zu dem zu machen, was sie ist: die verehrungswürdige Mutter Jesu. Luther wies darauf hin, was der göttliche Auftrag Jesu ist: Er und nur er ist der Vermittler zwischen Gott und uns. Der vierte Adventssonntag ist ein Sonntag der Vorfreude auf die Geburt von Jesus. Und er ist unser evangelischer Mariensonntag. Mein Dank an Maria und meine Wertschätzung lege ich in das Lied, das meine Tochter Eva Arora auch für dich spielt: „Maria durch ein Dornwald ging.“ Hier ist der Link:
https://youtu.be/3xZulJ87P3Y