Ostersonntag. Der Osternachtgottesdienst online war vorüber. Das Osterfrühstück auch – ohne unseren Freund Wolfgang, den wir gerne dabei gehabt hätten. Doch Vorsicht mahnte zur Distanz. Ich zog los, um ihm wenigstens sein Osternestchen zu bringen. Wolfgang wohnt nur ein paar Straßen weiter. Beim Gehen kam ich zur Ruhe nach dem endlosen Aufnahmestress der letzten Tage. Doch keine Osterfreude, sondern Ostertrauer überfiel mich plötzlich: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? fragten sich die um Jesus trauernden Frauen. Wer wälzt endlich den Stein des Lockdown aus unserem Leben?
Ein Ostern, wie wir es noch niemals in der Geschichte des Christentums erlebt haben. Christengeschwister haben immer gefeiert: die verfolgten ersten Christengenerationen in den Katakomben, die Waldenser in den Hochtälern des Gebirges, die Hugenotten draußen im Wald, im Krieg in zerstörten Kirchen, sonst traditionell auf dem Friedhof oder immer in einer Kirche. Immer waren sie zusammen; haben sich gehalten, umarmt, haben singend sich Trost zugesprochen und die Osterfreude bejubelt. Doch nie, niemals gab es das, was wir während der Corona-Pandemie erleben, nicht einmal während der Pest-Pandemie im Mittelalter: Geschlossene Kirchen, keine Gottesdienste unmittelbar.
Natürlich sind wir kreativ und haben glücklicherweise heute die digitale Technik, um Online-Gottesdienste zu erleben oder sich in Streaming-Gottesdienste einzuloggen. Die Isolation bleibt. Und Isolation ist Gift für den Glauben. Heute haben wir den Familiengottesdienst aus Singapur angesehen. Unsere Tochter Eva hat mit ihrer Gitarre gesungen und hat mitgespielt. Gut und wichtig, dies zu erleben und zugleich kommt mir der ganze Schmerz hoch, getrennt zu sein. Wer wälzt endlich den Stein des Lockdown aus unserem Leben?