Corona-Komet Neowise

Am Sonntag, den 19. Juli habe auch ich abends zwischen 23 und 24 Uhr den Kometen Neowise ganz bequem von unserem Wohnwagenplatz am Pilsensee bei Herrsching sehen können. Mit meinem Fernrohr, aber auch mit bloßem Auge, wenn man weiß, wo man ihn suchen muss: unterhalb vom Sternbild Großer Wagen. Im Fernrohr sah ich deutlich den Kometenkern, darum herum sein nebeliges Koma und seinen langen Schweif. Tage vorher war ich auch am frühen Morgen in Moosach unterwegs auf der Suche nach dem Kometen, aber vergeblich. Ich habe auch nicht die passende Fotoausrüstung, um so schöne Fotos zu machen, wie man sie im Internet sieht. Deshalb habe ich mir dieses Bild von „passioneastronomia“ auf Instagram ausgeliehen, das am 5. Juli in den Cevennen aufgenommen wurde.

Warum Corona-Komet?

Der Komet C/2020 F3, so lautet die wissenschaftliche Bezeichnung, wurde am 27. März 2020 von dem Weltraumteleskop Neowise der NASA entdeckt. Am 25. März 2020 begann in Indien der erste Lockdown angesichts der Corona-Pandemie, die völlige Ruhigstellung des gesamten Verkehrs, der Schließung der Fabriken und Läden außer den Apotheken und Lebensmittelläden, um das Nötigste zum Leben einkaufen zu können. Seit diesem Tag bis heute sollen zum Beispiel über 65 Jährige nicht auf die Straße. Das bedeutet, dass die meisten unserer Swagat-Frauen in Delhi, weil sie über 65 Jahre alt sind, praktisch vier Monate in ihrem Haus oder ihrer Wohnung festgehalten sind. Das muss man mal aushalten.

Der Komet begleitet uns also, seitdem in Indien und in Europa strikte Maßnahmen ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. In früheren Zeiten wurde so ein heller Schweifstern, der plötzlich am Firmament zu sehen war und sich ganz anders als die Sterne verhielt, von den Menschen als Schicksalsbote oder als Zeichen der Götter angesehen. Ich finde die zeitliche Parallelität zwischen Auftauchen des Kometen Neowise und der weltumspannenden Corona-Pandemie, die ihresgleichen sucht, sehr interessant. Neowise kündigte die Pandemie nicht an, sondern er begleitet sie.

Ich möchte ihn als Zeichen Ernst nehmen. Angesichts einer solch einschneidenden Krise, die wir erleiden und erleben, scheint es mir passend, ihr nicht nur rein rational, naturwissenschaftlich oder medizinisch zu begegnen. Wir sollten die Pandemie auch psychologisch und theologisch betrachten. Denn um diese Pandemie zu bewältigen, brauchen wir nicht nur die zum Teil drastischen Eingriffe in wesentliche Menschenrechte oder einen Impfstoff. Wir brauchen ebenso Entscheidungen, welches persönliche und gesellschaftliche Verhalten und welche Werte uns helfen, auch künftig mit solchen Krisen umzugehen oder sie zu verhindern.

Der Komet ist ebenso nicht nur ein astronomisches Phänomen. Ich nehme diese alte Vorstellung – Komet ein Zeichen Gottes – einmal her, um die Bedeutung zu beleuchten. Ist dieser Komet Neowise nicht ein göttliches Zeichen, insofern als auch er ein besonderer Teil von Gottes Schöpfung ist? Ein Zeichen will uns etwas zeigen. Ich sehe in ihm z. B. einen mahnenden Zeigefinger: Achtung Leute! Jetzt macht wirklich mal ernst! Redet nicht nur darüber, was alles geändert werden müsste, um unsere altbekannten Probleme zu lösen: Armut Vieler und unermesslicher Reichtum Weniger, die Klimaveränderung, die uns zunehmend beeinträchtigt und in allem die Wahrung der Würde von uns Menschen. Packt endlich an und verändert euch, euer Verhalten und eure Strukturen!

Ich sehe in ihm einen erhobenen Daumen: Toll, wie viele Menschen, wie manche Politikerinnen und Politiker und etliche Staaten diese Krise begonnen haben zu meistern. Da steckt Hoffnung drin, dass am Ende mehr herauskommt als nur ein effizienter Impfstoff und die Welt sich in den drängendsten Problemen zu bewegen beginnt zu tragfähigen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lösungen.

Ich sehe in ihm eine Erscheinung, die auch wieder in den Weiten des Alls verschwindet und vielleicht in 5000 Jahren zurückkehrt. So wird auch diese Corona-Krise vorübergehen und doch in unserem kollektiven Gedächtnis verankert bleiben, so wie wir uns auch an den Kometen Neowise erinnern werden und manchmal seine Fotos herauskramen.

Abnehmende Mondsichel mit Venus in Moosach am 18.7.2020, zwei Tage vor Neumond.

2 Kommentare

  1. Schöner Text, gute Gedanken! Dass der Komet gerade in der Seuchenzeit auftaucht, mag Zufall sein und nicht Gottes Zeigefinger. Aber der Himmelskörper ist ein guter Gegenstand ihm Emotionen, Hoffnungen und Nachdenklichkeiten aufzuladen. Ein sehr poetisches Zeichen.
    Freut mich übrigens, dass Ihr wieder in Deutschland seid und ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen in Thailand. Ich bin die letzten Monate in Pattaya geblieben und habe es bisher nicht bereut.
    Seid umärmelt
    Wolfgang

  2. In diesem Zusammenhang fällt mir ein Kommentar von Frau Kaesmann ein, ob denn Covid etwa eine Strafe Gottes sei. Dankenswerterweise hat sie das verneint, denn nach der Sintflut wurde aus dem strafenden Gott ein vergebender. Als Mahnung mag das astronomische Phänomen dennoch dienlich sein. Ob die Menschheit in toto wirklich die erzwungene Entschleunigung nutzt, um sich zu beSINNen … ? Liebe Grüsse nach München und auf ein gesundes Wiedersehen in Patty. Peter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert