Die Drei aus dem Orient

Auf unserer letzten Reise im Weihnachtskreis begleiten wir drei Sternkundige. Vor Monaten sind sie vermutlich aus dem heutigen Irak aufgebrochen. Sie wollen den neugeborenen König der Juden finden und ihn verehren. Als ihre Begleiter entdecken wir Fakten und Deutungen in der Geschichte der „Drei Weisen aus dem Morgenland“. Der Evangelist Matthäus hat sie für uns im Neuen Testament aufgeschrieben (Matth. 2, 1-12).
Was mich an dieser Geschichte fasziniert:
Hier kommen Wissenschaft und Glaube zusammen, zwei Elemente, die viele von uns voneinander getrennt wissen wollen.
Wir begegnen drei Menschen, die ein großes Ziel vor Augen haben und ihm nachgehen.
Und das dritte: Diese Geschichte hat vielfältige Überlieferungsschichten und lebt bis heute in den Sternsingern weiter.

Der wissenschaftliche Hintergrund

Zur Zeit der vermuteten Geburt Jesu (zwischen 7 und 4 vor unserer Zeitrechnung -v.u.Z.) gab es ein spektakuläres astronomisches Ereignis: Um 7 v.u.Z. näherten sich die Planeten Jupiter und Saturn insgesamt dreimal zu einer sog. „Dreifachkonjunktion“. Das heißt: Die beiden Riesenplaneten kamen dreimal so dicht zusammen, dass man mit bloßem Auge meinte, einen besonders hellen Stern zu sehen. Dieses Ereignis ist absolut selten und kommt in der Regel alle paar hundert Jahre vor im Unterschied zu der am 21. Dezember 2020 beobachteten einfachen Konjunktion, die etwa alle zwanzig Jahr vorkommt. Diese Dreifachkonjunktion liegt nicht nur der Erzählung von Matthäus zugrunde, der die Sternkundigen in Jerusalem fragen ließ: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen ihn anzubeten“ (Matth. 2, 2). Auch Keilschriften der spätbabylonischen Astronomie berichten von einer Delegation, die sich von Babylonien nach Jerusalem aufmachte. Die antiken Astronomen waren es gewohnt, besondere Himmelsereignisse für unser Zusammenleben zu deuten. Der Kosmos mit seinen unzähligen wohlgeordneten Gestirnen war für sie wie ein Almanach, der hilft, das Zusammenleben der Menschen zu ordnen und gesellschaftliche Entwicklungen zu erkennen. Für die Astronomen-Delegation war klar: Wenn Jupiter als Vertreter der obersten babylonischen Gottheit und Saturn als Beschützer des jüdischen Volkes zusammenkommen, dazu noch im Zentrum des Sternbildes der Fische, das Israel zugeordnet ist, dann muss dort ein besonderer König geboren sein. Dieser bringt in einer neuen Weltordnung Gerechtigkeit und Frieden.

Wissenschaft und Glaube

Damit komme ich zum Verhältnis von Wissenschaft und Glaube. Wissenschaftliches Arbeiten ist kein Selbstzweck. In der Grundlagenforschung geht es darum, wie und unter welchen Bedingungen unser Kosmos entstanden ist und wie er auf unser Leben einwirkt. In anderen Bereichen geht es darum, die Bedingungen für unser menschliches Leben zu verbessern. Das aktuellste Beispiel ist die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Covid-19 Erkrankung. Und genau hier trifft sich der Glaube mit der Wissenschaft. Dem Glauben an Jesus Christus geht es darum, dass und wie Menschen heil werden und bleiben können, heil an Leib und Seele. Dazu gehört die Sorge um die Gesundheit, die Überwindung von Hunger, Armut und Gewalt. Im Glauben geht es um die Suche nach Antworten, woher wir kommen, was der Sinn unseres Lebens ist. Es geht dem Glauben um die Erfahrung, dass wir eingebettet sind in eine Ordnung, die uns hält und trägt, die aber auch veränderbar ist. Hier treffen sich die Motivation wissenschaftlicher Arbeit mit dem Suchen nach Antworten durch den Glauben. Glaube und Wissenschaft brauchen einander. Die drei Weisen aus dem Orient sind ein Beispiel für diese Notwendigkeit.

Ein Ziel haben und es in Angriff nehmen

Durch ein kosmisches Ausnahme-Ereignis haben die drei Astronomen erkannt, dass ein ganz besonderen Herrscher angekündigt ist, mit dem eine neue Weltordnung beginnen kann und Gerechtigkeit und Frieden unter den Menschen durch ihn eine neue Chance hat. Sie bleiben mit dieser Erkenntnis nicht in ihrer Studierstube. Sie machen sich auf den Weg als offizielle Delegation und gestalten dadurch Geschichte. Bis heute wird ihre Reise erzählt. Erzählt wird von dem neuen König Jesus Christus, den sie fanden. Durch diese Erzählung bleibt die Hoffnung nach Gerechtigkeit und Frieden wach. Deine Aufgabe: Kläre, was Dein Ziel ist. Dient dein Ziel dazu, dass Gerechtigkeit, Frieden und Heil unter den Menschen wächst? Wenn ja, dann bleibe auf dem Weg, um dein Ziel zu erreichen.

Die Geschichte von den Drei Weisen aus dem Orient hat durch die Jahrhunderte nicht nur mich, sondern viele andere Generationen fasziniert. Aus den Astronomen wurden drei Könige, weil Matthäus drei kostbare Geschenke überliefert hat: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Etliche Maler haben die Szene der Anbetung der Könige in Bethlehem dargestellt. Jedes Gemälde, auf dem die Drei in prächtigen Gewändern im Stall ihre Krone ablegen und vor dem Kinde, dem König und Retter der Welt sich demütig verneigen, ist eine deutliche Mahnung an alle Machthaber: Gerade ihr habt ethische Maßstäbe nötig. Ihr steht in einer ganz besonderen Verantwortung diesem ewigen König gegenüber.

Kaspar – Melchior – Balthasar

Später erhielten die Könige Namen: Kaspar, Melchior und Balthasar. Sie sind legendär und doch haben sie einen Sinn: Kaspar kommt aus dem Persischen und heißt „Schatzmeister“. Oft trägt er europäische Züge und wird als Ältester dargestellt. Er hat es zu etwas gebracht. Er hat Erfahrung im Umgang mit Schätzen und Werten. Kaspar erinnert dich: Auch du bist ein Schatzmeister. Sei Meister darin, den Schatz zu finden, der dich wirklich glücklich macht: wie kannst du mit deinen Schätzen, deinem Können und deinem Vermögen, am Reich Gottes mit bauen?

Melchior kommt aus dem Hebräischen und bedeutet: „König des Lichts“. Entdecke im neuen Jahr unter all den Stars und Sternchen den richtigen Leitstern, der dich zum Ziel führt: Jesus Christus: Er ist der helle Morgenstern.

Balthasar kommt aus dem Babylonischen und bedeutet: „Gott schütze das Leben“. Balthasar, traditionell der Jüngste und farbig dargestellt, zeigt der jungen Generation: Schützt das Leben und erforscht, was dazu dient.

Lebendig geblieben bis heute ist diese Geschichte durch die Sternsinger. Als Könige verkleidet machen sie sich mit dem Stern von Bethlehem auf den Weg zu den Menschen, singen ihnen von dem neugeborenen König, bringen ihnen und ihren Häusern Segen und erbitten Gaben für einen guten Zweck. Christus mansionem benedicat = Christus segne diese Haus schreiben sie mit der neuen Jahreszahl auf den Türsturz.

20 + C + M + B + 21

Wegen der Corona-Beschränkungen geht das leider dieses Jahr nicht direkt. Doch die kleinen Könige und Königinnen sind nicht auf den Kopf gefallen. Hier unten ein kleines Beispiel, wie der Segen auch digital weitergegeben werden kann.
Bleibe auch du im neuen Jahr gesegnet. Möge Dein Haus oder Deine Wohnung mit allen, die darin leben, gesegnet bleiben im neuen Jahr.

https://youtu.be/ks2XEgAruV4

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert