Überleben im Lockdown

Die letzten zwei Ausreisetage für die 1.000 Touristen sind vorüber. Heute ist wieder Ruhe eingekehrt. Zeit, um neue Kraft zu schöpfen und uns um uns selbst zu kümmern. Gestern wollte ich noch neues Trinkwasser bestellen: zwei 20 Liter Flaschen. Doch der Grover Store sagte, er habe keine Flaschen mehr, vielleicht später. Das war ein Schlag. Vor der Fahrt zur Botschaft lotste mich der Fahrer zu einem Laden ganz in der Nähe. Dort kaufte ich eine Kiste Himalaya-Wasser. Das Leitungswasser kann man nicht trinken wegen der Schadstoffe. Eine Filteranlage haben wir nicht eingebaut. Aber wir können das Wasser gründlich abkochen zum Zähneputzen und Kochen.

Warum gibt es kein Wasser? Präsident Modi hatte zugesagt: Lebensmittelläden bleiben offen. Hamstern nicht nötig. Im „Indian Express“ las ich, dass die Lager des Großhandels mit Gemüse und Früchten gefüllt seien, aber die Polizei lasse die Lieferfahrzeuge zu den Einzelhändlern nicht durch. Zum Teil würde die Polizei den Fahrern die Fahrräder wegnehmen und sie verprügeln. Nach großen Protesten wies die Regierung die Polizei an, die Fahrzeuge durchzulassen. So hoffen wir, dass wir morgen Wasser ordern können.

Infektions-Tsunami

Befürchtet wird, dass die noch moderate Infektionsrate in Indien wie ein Tsunami in die Höhe schießen kann, wenn die Hundertausende Wanderarbeiter, die sich auf den Weg von den Großstädten in die Dörfer nach Hause gemacht haben, die Infektionen aufs Land bringen und dort durch die schlechte medizinische Versorgung eine Kranken- und Todesrate ohne Gleichen verursachen. Deshalb bittet die bengalische Regierung heute die Nachbarstaaten, die heimkehrenden Wanderarbeiter, die inzwischen in Gruppen von 50 bis 100 Leuten zu Fuß gehen, aufzuhalten, wo sie gerade sind und ihnen dort Essen und Unterkunft gewähren. Die Familien in den Dörfern wollen diese Familienmitglieder nicht zu Hause haben wegen der Ansteckungsgefahr.

Ruhepause: Wanderarbeiter auf dem Weg in die Dörfer. (Foto: Vishal Srivastava, Indian Express)

Der Lockdown dauert noch bis zum Osterdienstag (14. April). Ob dadurch jedoch die Verbreitung des Corvid-19-Virus gestoppt oder verflacht werden kann, ist völlig ungewiss. Das unermessliche Heer der Armen in Indien ist der größte Risikofaktor. Ich hoffe, dass die indische Regierung und die Länderregierungen diese Gefahr sehen und in den Grifff bekommen. Sonst Gnade uns Gott. Millionen Kranker und Toter und unkontrollierbare Hungeraufstände können uns drohen.

Ein Lichtblick: Gerade preist lautstark ein junger Bananenverkäufer seine Waren auf der Straße an. Der Kleinhandel lebt wieder auf. Wir bleiben!

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