„Wie hältst Du’s mit der Kirche?“

Mit dieser Frage wurde im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Katholischen Bischofskonferenz Kirche, Glaube und Religion in Deutschland erforscht. Das Ergebnis wurde auf der Synode der EKD im November 2023 in Ulm vorgestellt. Der Südwestdeutsche Rundfunk (swr aktuell) brachte die ernüchternden Ergebnisse auf den Punkt: Die Kirchen verlieren an Bedeutung. Religiosität nimmt immer mehr ab. Ende dieses Jahrzehnts werde die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland konfessionslos sein. Wer austritt, sucht nicht mehr nach anderen Formen der Religiosität. Er hat immer weniger Vertrauen in die Kirche. Sie hat keine Bedeutung mehr für seinen Lebensvollzug. Die konkreten kirchlichen Skandale seien demgegenüber nachgeordnet und wirkten allenfalls verstärkend.

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/ulm/ekd-synode-kirchenmitgliedschaftsuntersuchung-kirchenbindung-nimmt-ab-100.html

Die sinkende Vertrauensbereitschaft entspreche auch den Erfahrungen, die Parteien, Gewerkschaften und andere Institutionen machen. Das Vertrauen in die Kirche, wie in die meisten anderen Institutionen, ist gesunken.

Diese herben Ergebnisse haben den Synodalen jedoch nicht die Sprache verschlagen. Immerhin war das theologische Thema der Synode: „Glaubensstark – Wie und wann reden wir über unseren Glauben?“ Es gibt ja auch einige Lichtblicke für die Kirchen in dieser Umfrage. Denn zum ersten Mal wurde die Bevölkerung im Ganzen erfasst. Haltungen zu Kirche, Glaube und Religion wurden gesamtgesellschaftlich und repräsentativ erhoben. Überraschend ist dabei, dass die Mehrheit der Befragten nach wie vor von der Kirche erwarten, dass sie ihre sozialen Einrichtungen (Kindergärten, Sozialstationen, Krankenhäuser) und deren Angebote aufrecht erhalten. Das Eintreten der Diakonie für Benachteiligte, ihr Engagement für Geflüchtete, Stellen für Lebens-, Ehe- und Krisenberatung sowie der gesamte Bereich der Seelsorge gehören dazu. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Dr. Volker Jung sieht gerade hierin eine besondere Herausforderung für die Kirche in der Zukunft. Kirche solle sich nicht ins Religiöse zurückziehen. Es gebe stattdessen die Erwartung, dass Kirche in der Gesellschaft erkennbar agiere, insbesondere für Menschen in Lebenskrisen. Zugleich werde aber auch erwartet, „dass wir religiöse Themen in unserer Gesellschaft wachhalten und immer wieder in die Diskussion bringen“, betonte die ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus. Glaubensstark ist daher ihre Auswertung: „Die Ergebnisse der KMU helfen uns dabei, wegweisende Entscheidungen zu treffen, um die Kirche kraftvoll und überzeugend in die Zukunft auszurichten. Dabei bin ich gewiss: Die Kirche erleidet den notwendigen Wandel nicht, sie gestaltet ihn – inspiriert, aktiv und kreativ.“

https://www.ekd.de/6-kmu-auf-der-ekd-synode-in-ulm-vorgestellt-81560.htm

Wichtige Handlungsanleitungen hierzu bietet die Umfrage selbst. Da die Familie inzwischen weniger daran beteiligt ist, wie in der jungen Generation Glaube entsteht, geschieht dies vielmehr im Religionsunterricht, in der Konfirmandenarbeit und in der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinden. Kurschuss: „Denn in Kindheit und Jugend werden Weichenstellungen für spätere Einstellungen zu Glaube, Religion und Kirche gelegt.“ Hier sollten die kirchlichen Angebote verstärkt werden. Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie ist, dass sich kirchlich Gebundene eher zur ehrenamtlichen Arbeit bereitfinden als Menschen aus anderen Gruppen.

Dies sind Aspekte, die Hoffnung machen und Christen ermutigen, weiter von ihrem Glauben zu reden und danach zu handeln. Aufgrund meiner Erfahrung in vielen Gemeinden im In- und Ausland sehe ich auch in Zukunft keine „leeren Kirchen“. Sie sind allenfalls leer, wenn die Gemeinde mit dem Erntedankgottesdienst auf einen Bauernhof gezogen ist und dreihundert junge und alte Menschen mitfeiern.

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