Wieder im Dienst

Einmal Pfarrer, immer Pfarrer. So ist das bei mir. Hier im Begegnungszentrum in Pattaya fühle ich mich wieder in meinem Element. Dazu gehören Gottesdienste. Wie wunderbar, dass wir gleich drei besondere Gottesdienst im Oktober feiern konnten: direkt und unmittelbar im vollbesetzten Café mit Musik und mit Liedern, die wir endlich wieder gemeinsam singen konnten.

Vom Einführungsgottesdienst habe ich schon erzählt. Den zweiten am 24. Oktober feierten wir mit der Konfirmandengruppe und ihren Eltern mit Pfarrer Körber aus Bangkok zusammen. Außergewöhnlich, unter uns Senioren und Seniorinnen so viel Jugendliche dabei zu haben. Das tut gut. Als drittes Highlight dann der Reformationsgottesdienst punktgenau am 31. Oktober. Wir dachten an die 500. Wiederkehr des Wormser Reichstags, auf dem Martin Luther seine Lehren widerrufen sollte, doch tapfer widerstand: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“ Ein Anspiel mit drei Personen brachte diesen Luther-Moment zum Leben. In der Predigt („Zur Freiheit hat uns Christus berufen“, Paulus im Galaterbrief 5,1) erzählte ich, dass es immer wieder Menschen gab und gibt, die solch einen Luther-Moment durchgestanden haben und mutig für die Würde des Menschen, für Gleichberechtigung und für Gewissens- und Meinungsfreiheit eingetreten sind: Rosa Parks in Montgomery, Mahatma Gandhi in Indien und Pfr. Christoph Wonneberger in Leipzig, dessen gewaltfreier Marsch der 70.000 mit Kerzen und Gebeten zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten führte.

Herta hatte eine tolle Idee. Mit Otto Römer, Sharia und Mee, zwei Thaifrauen, buk und verzierte sie Lutherkekse in der Form seines Wappens. Das war eine Heidenarbeit, aber kam natürlich zum Kirchenkaffee sehr gut an. Weil immer wieder Kinder im Gottesdienst sind, wird sie zum ersten Mal das Martinsfest feiern: Am 11. November mit der Martinsgeschichte, wie er mit dem Bettler seinen Mantel teilt, mit Laternelaufen und Liedern und natürlich auch mit einem Weckmann. Ihr seht: Hier geht es wieder richtig rund, weil die Corona-Lockerungen das alles zulassen.

Mein „Gespräch um die Bibel“ wurde begeistert angenommen. Nach heftigen Diskussionen über die Themen einigten wir uns auf die Einführung in die Bibel – ein Bibelkurs, der zunächst das Gerüst der biblischen Schriften aufstellt. Meine Informationen zum Beispiel zu den wichtigsten Erzählungen der Urgeschichte und deren Lektüre bringt lebendige und tiefschürfende Diskussionen in Gang. Es ist jedes Mal eine Lust, wie jeder seine Fragen, seine Gedanken und sein Wissen einbringt und der Heilige Geist uns in aller Verschiedenheit eint darin, nachzuspüren, wie das mit Gott ist und was er mit uns vor hat.

Gibt es auch diesmal ein Privatleben? O ja! Zeit für ein Wiedersehen in den Shopping Malls Central Festival und Terminal 21, lecker essen zu Zweit oder mit Freunden – wir haben ein richtig gutes italienisches Restaurant entdeckt. Dort habe ich die beste Lasagne gegessen. Die Bedienung begrüßte uns in exzellentem Deutsch. Sie lebte 17 Jahre in Österreich. Die Monsunzeit ist noch nicht zu Ende. Fast jeden Tag schüttet es, was vom Himmel herunter kommt. Die Naklua Road und eine kleine Wohnstraße wird immer wieder überflutet. Auf unserer Lieblingsinsel Koh Larn waren wir an einem freien Sonntag, doch der starke Wind brachte hohe Wellen. An Baden war nicht zu denken. So warten wir darauf, dass sich das Wetter beruhigt. Aber dann: dann buchen wir ein Ferienwochenende im Xanadu und lassen uns von Sonne; Meer und Essen verwöhnen.

Gestern gab es bei uns in der Wohnung ein Erdbeben – dachte Herta, als der Boden krachte und die beiden Couchtische sich hoben. Ich war gerade im Begegnungszentrum, als mich der Anruf von einer erschrockenen und angstvollen Herta erreichte. Die Eigentümerin und ein Fachmann eilten herbei. Sie blieben überraschenderweise ganz gelassen, als sie sahen, dass durch eine zu hohe Spannung sich die Bodenkacheln hoben und zum Teil platzten. Vermutlich kommt das immer wieder vor. Der kaputte Boden ist im Grunde ein Modell dafür, wie durch die Verschiebung der Kontinentalplatten zum Druckausgleich Erdbeben entstehen. Heute war der Bodenleger da und hat alle losen Platten abgehoben. Morgen werden sie neu verlegt. Mal sehen, wie lange sie dann halten.

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2 Kommentare

  1. Lieber Wolfgang, das hört sich doch toll an, bis auf das Erdbeben natürlich. Und ich kann mir gut vorstellen, wie es Herta Angst und Bange wurde, bei uns sind im Badezimmer vor Jahren Bodenfliesen geplatzt, das hat einen Knall gegeben, dass wir dachten wir hätten bewaffnete Eindringlinge in der Wohnung. In San Francisco habe ich ein Erdbeben mitbekommen, nachdem ich gerade dort gelandet war. Ich habe jetzt nicht noch einmal abonniert, das hatte ich bereits. Bitte passt auf Euch auf, auch wenn ich weiß, dass GOTT mit Euch ist, aber ein wenig Eigenverantwortung haben wir. Seid behütet und gesegnet. Euer Hansjürgen

  2. Lieber Herr Pf.Leuchner,
    Ein sehr interessanter Bericht,ich wundere mich wie unternehmungsvoll
    Sie noch sind.Wie schön ist es,dass sie immernoch Gottesdienst gestalten. Ich wünsche Ihnen weiterhin Gesundheit,viele liebe Mitmenschen und Gottes Geleit,dass sie noch lange so agil bleiben.
    Liebe Grüße auch an ihre Gattin
    von Renate Hirschhäuser.

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